Montag, 19. Mai 2008

It's a long, long way from Clare to here

indeed it was.
Ich war also endlich bei den cliffs. Die Klippen von Moher, genau, an der Westküste, die alles ist, was man so über Irland hört.
Früh aufgestanden und mitm Zug nach Dublin. Von da aus nach Galway und Oranmore und schließlich nach Doolin, wo die Cliffs sind.
Der ganze Trip dauert schon so seine 6 Stunden, ich hab mich erst gefragt wieso, sind ja nur nur knappe 300 Kilometer oder so. Zunächst mal fährt der Bus due denkbar umständlichste Route, um auch ja jeden noch so kleinen Ort anzufahren. Allerdings sind die Busse relativ bequem, meine Sitznachbarn waren 3 leute aus Thainland oder so. Ich bin zumindest sicher, es war nicht Japan. Grund nummer 2 ist, dass die letzten Kilometer über Küstenstraßen und Steilhänge führen, die im Winter die absolute Hölle sein müssen, dafür Wunderschön anzuschauen sind. Und ich meine nicht dies elende "och schön"-schön. Wenn man da so lang fährt und sich das anschaut, die Highlands, die wie zufällig über die Landschaft verteilten Orte, lichten Wälder und überall dazwischen die Reste von Mauern die langsam von der Natur aufgefressen werden, dazu dann noch ne Bucht mit Meerwasser, da denkt man wirklich erstmal
"Fuck, und das ist alles echt."

Ich komm also in Doolin an, bin der letzte im Bus und steig direkt am Meer aus. Von hier aus beginnt mein Wettlauf mit dem Sonnenuntergang. Ich hab diesen Trip mal wieder Hüftschussmäßig "geplant", was soviel heisst wie, ich war mir nicht im klaren drüber, dass Doolin immer noch 10 Kilometer vond en Klippten weg ist. Also wander ich, fast schon kletternd, die Hänge rauf und die vollen 10 Kilometer die Straße entlang, auf der ich zwei mal nach dem weg gefragt werde. Schon klasse wenn son Wohnmobil plötzlich von 80 runterbremst und man mich frag wo der Campingplatz ist. Darkness falls und ich erreich die Klippen. Leider bei Niedrigwasser, so dass der Atlantik sich eher zahm gegen die rauen Steine bemüht, aber nichts desto trotz unwahrscheinlich cool wirklich da oben gestanden zu haben. Ziemlich allein, bis auf eine Handvoll Leute bin ich dann ne Zeitlang da oben rumgelaufen, bis es zu kalt und zu dunkel war um noch was davon zu haben.
Die 10 Kilometer zurück waren erstmal nicht ganz so lustig. Ich war an den Cliffs sone treppe runtergepsrungen und hab mir das Bein dabei etwas verdreht, das tat jetzt beim gehen etwas weh. Ausserdem war da noch diese Sache, dass ich mich mal wieder um nichts gekümmert hab. Während mich auf dem Hinweg lemmingmäßig der pure Gedanke endlich diese veradammten Cliffs zu sehen bei der Stange gehalten hat, fiel mir auf dem Rückweg ein, dass ich weder eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert hatte, noch so gaaanz genau wusste, wie ich eigentlich wieder da wegkomme.
Naja, erstmal fand ich es ne gute Idee zu trampen. In nem so freundlichen Land sicher kein Problem. Scheinbar ändern sich ein paar Regeln, sobald es dunkel wird. Auf dem Hinweg wurde ich von wirklich jedem autofahrer gegrüßt. Auf dem Rückweg...naja, es hat ca 10 Autos gedauert, bis sich jemand meiner erbarmt hat. David aus Limerick, Verkäufer für Fertigküchen, auf dem weg zu nem Jungesellenabend, der in Doolin organisiert wird (Ich hab das Wort dafür nicht genau verstanden, aber ich meinte "It's about boozing up and havin' fun, right?", und er meinte, das triffts ziemlich genau) weil der Bräutigam und die meisten seiner Freunde da geboren sind. Er meinte, er sei früher auch viel getramped, aber heutzutage sei das schwer, die Leute hätten zuviel Angst.
Dabei ist das Konzept des TRamperpsychopaten irgendwie absurd. Der TRAMPER sollte der sein, der Angst hat, nicht der Mitnehmende. Ich mein, vielleicht ist das eine zu kaltblütige Sicht, aber Fakt ist, ich kann niemanden umbringen, der grad ein Auto fährt, weil die Chance dass ich selber dabei sterbe viel zu hoch ist, oder nicht? Wer den Wagen fährt hat doch Kontrolle über alles im Auto..naja, gibt viel dafür und dagegen, ich evaluiere das ein andern mal.
Auf jeden Fall hab ich das erste male twas gesehen, was ich ohne nen Zaubertrick immer für unmöglich hielt. Doolin ist sehr klein. da Gbits ein oder zwei Kneipen, die nicht sehr groß wirken. Ich dachte, mit David und den jungesellenleuten sei das Ding absolut gefüllt, aber innen drin waren dann an die 500 Leute. Wie bitte sehr passten die alle da rein?
Da waren sogar ein paar Leute aus Deutschland, die sind aber gerade gegangen und redeten über das Rauchverbotsgesetz. Sehr besoffene Tschechen waren da auch. Die haben ihren VW Bus nicht wiedergefunden. Die Musik war gut, ich hatte ein Bier und keine Bleibe gefunden. Die Hostels waren alle voll, die B&Bs geschlossen.
Always rely on the Kindness of Strangers.
Ichs tand also draußen und überzeugte mich selber davon, dass ich schon schlimmeres hatte, ich müsste ja nur warten bis morgen die Busse fahren. Zeit vergeht das lässt sich gar nicht verhindern, also was soll's. Auch die 13 Stunden bis der Bus käme.
Zu meinem Glück ist David früher gegangen, weil er meinte seine Leute sind furchtbar wenn sie betrunken sind. Ich hab also noch ne Fahrt bis in den nächsten Ort bekommen, Lahinch. Dort gab es ein Hostel, das war zwar offiziell zu, aber davon lassen sich Iren wohl nicht beeindrucken, mein Fahrer und Held des Abends hat einfach mal trotzdem geklingelt, meinte dann als jemand aufmachte, dass ich ne Bleibe bräuchte, woraufhin ich auch eine bekommen hab.
God bless you, Mr. Driver!
Das hostel war billig, sauber und ich hatte n Zimmer mit zwei betrunkenen Briten und nem deutschen Pärchen, was die halbe nacht irgendwelchen pseudoromatischen scheiss geflüstert hat.
Am morgen kam dann die Rezeptionisten die die Frühschicht hatte ohne vorwarnung ins Zimmer, und rief "Who checked in last night?! My Boss says you need still need to pay!"
Die beiden Briten störte das nicht, die sind nichtmal aufgewacht, das Paar...naja, die waren grad beschäftigt und fanden das nicht so gut.
Ich meinte nur müde, weil die mich geweckt hatte und ich nicht nachdachte "Rit'noawatt?" oder sowas und bin für ne Stunde wieder eingepennt.
Später saß ich dann draußen auf der Kaimauer mit Möven, Krähen, Joggern und lauter so Frühaufstehern und nem guten Cola und Croissantfrühstück. Und wieder: es grüßt einen JEDER! Wie kann ein Land nur so verflucht freundlich sein?
So eine ältere Frau hat mich noch gefragt ob sie ihren Wagen mit einem Parkschein überall parken kann, oder ob sie jedesmal bezahlen muss. Seh ich aus als wenn ich sowas weiss oder wie?
Der Trip zurück war fast Reibungslos. Viel Umgesteige, freundliche Busfahrer Archetypen, ich schätz mal die sind so, weil man sich am Ende der Fahrt bei denen benkant und es auch wirklich so meint. longest journey at its best. Die letzte Stunde setzte sich ein nach sehr altem Schweiss riechender junger Mann in meine Nähe, und klickerte die ganze Zeit auf seinem Nintendo Ds rum. Wann merken die Leute dass diese Dinger scheisse sind, nicht cool?
Dann Dublin und schließlich Maynooth, end of Trip.

Das war so zu sagen der Stern dieses aufenthalts und auch wenn ich am Wochenende vielleicht besser was für meine Klausuren getan hätte, ich bereue gar nichts. Auch wenn ich bei den vielen Kilometern die ich Bergauf gegangen bin teilweise Quatsch und mit mir selber geredet hab. Und eins ist mal sicher: Gibt wenig was so freakig ist, wie 10 kühe auf ner Weide die einen simultan anstarren, als wären sie außerirdische oder sowas.
Ich hab auch fotos gemacht. Leider nicht viele. Keine Ahnung was da mein problem ist, aber ich mach irgendwie nie viele Fotos und die, die ich mache sind schlecht. Mir fehlt wohl ein Fotogen oder sowas.

Die nächste Sache ist, ich hab wohl insgesamt zehn deutsche auf meinem Trip gesehen.
Aber Benny, Benny?! Wieso hast du die nicht angesprochen und so!?
Ganz einfach, das meiste waren Paare. Wenn man allein unterwegs ist, hat man viel Zeit zum rumgrübeln und das macht einen, so super der Trip auch war um den Kopf frei zu kriegen, ein ganz, ganz kleines bisken bitter in manchen belangen. Und ganz ehrlich, alles was Paare tun, egal welche Nationalität, die erinnern mich nur dran, dass ich selber grad allein unterwegs bin. Das sorgt für ne gewisse irrationale Abneigung gegen den Wunsch neue Bekanntshaften zu machen.
Das ist n bekloppter Grund, aber trotzdem meiner.

Trotz alle dem wirklich ein großer Trip. Ich werd mich gern dran erinnern, Fotos hin oder her.
Das wars, mehr kommt später, ne?

Keine Kommentare: